Forschungsgeschichte Raucherkarhöhle

Der Grundstein zur Forschung im Raucherkar wurde im August 1961 gelegt, als der Sohn der damaligen Wirtin der Ischlerhütte zusammen mit einigen Begleitern Bärenschädelknochen fand.  Vom 14.-15. Oktober 1961 fand dann die erste Forschungsfahrt in die neu entdeckte Höhle statt. Dabei wurden die tagnahen Teile rund um die Fensterhalle sowie der Schacht 1 befahren. Schon damals erkannten die Forscher, dass sie ein größeres System angefahren hatten.

Im darauffolgenden Jahr konzentrierte sich die Forschung auf das Eingangslabyrinth, unter anderem wurde der Gigantendom, die zentrale Halle der Raucherkarhöhle mit einer Ausdehnung von etwa 80 x 40 m entdeckt.  Seit 1963 ist der Neue Eingang der Hauptzustieg zur Raucherkarhöhle.

In den folgenden Jahren wurde in den großen Höhlenteilen geforscht, die vom Gigantendom abzweigen: Langer Gang, Großer Südgang, Nordgang, Gigantenkluft.

Bei der ersten groß angelegten Expedition im Juli 1966 wurde erstmals die Schachtbrücke in der gleichnamigen Halle gequert und der dahinterliegende, tropfsteingeschmückte Märchengangentdeckt. Auch dort fanden sich zahlreiche Fortsetzungen: So führten weitere Touren damals in die Endlose Klamm, Geburtstagslabyrinth und ins Hinterland. Auch im Südgang und imEggenburger Teil wurde geforscht. 1966 wuchs die Höhle um mehr als 3,5 km auf 8,7 km Gesamtlänge.

1967 wurde unter anderem vom Nordgang aus der Satansgang entdeckt, der genau 40 Jahre später eine wichtige Rolle beim Zusammenschluss der Raucherkarhöhle mit dem Feuertal-Höhlensystem werden sollte.

Anfang der 70er Jahre wurde wieder viel in tagnahen Teilen geforscht. Hauptziele waren der Altausseergang, die Planer Eishöhle sowie der daran anschließende Ischler Eisteil.

Die Entdeckung des Gelobten Landes erfolgt Ende der 1979. In diesem Jahr wurde auch der Großteil der Riesenkluft-Schächte erstbefahren.

Bei einer  zweiwöchigen Expedition im Jahr 1980 wurden große Teile des Urwassersystems erforscht: Urwassergang, Mysteriendom, Paradiesvogelhalle, Röhrlsalat. Die Forschungen imUrwassersystem waren damals recht mühsam, da der Zustieg über den Neuen Eingang, Gigantendom, Deckenkarrengang, Eggenburger Teil, Tropfsteintunnel und Gelobtes Land erfolgte. Eine große Erleichterung war es daher, als 1981 mit dem Obelix ein kurzer Zustieg zum Urwassersystem gefunden wurde. Der Mysteriendom, zu dem die Zustiegszeit bis dahin 7-8 Stunden betrug, konnte in einer halben Stunde erreicht werden. Die nächsten Forschungen konzentrierten sich daher auf das Urwassersystem. Ende 1982 betrug die Gesamtlänge der Höhle 35,7 km.

Aber der ersten Hälfte der 80er Jahre rückte ein weiterer Höhlenteil ins Interesse der Forscher: Über den Deckenkarrenabsteig steig man in die tiefsten Teile der Raucherkarhöhle ab und erreichte 600m unter dem Eingang den Dunklen Grund. Nach Überwindung des 110 m tiefen Kantenschachtes wurde die Unterwelt entdeckt, in der das Lehmbäumchenbiwak eingerichtet wurde. Die Unterwelt im Südteil der Raucherkarhöhle war im weiteren Verlauf der 80er Jahre das zentrale Forschungsziel. Über die Via Gloriosa stießen die Forscher wieder weit in den Nordosten der Höhle vor. Einen Rückschlag erhielten die Forschungen, als 1989 Helene Fischer, eine Forscherin der Melker Gruppe, beim Zustieg zur Unterwelt im Kantenschacht abstürzte und tödlich verunglückte.

Da schon des Längeren eine Vermutung im Umlauf war, das jenseits des 25 m breiten Kantenschachtes ein horizontaler Gang ansetzt, wagte man sich 1991 an die Querung des Schachtes. Dabei wurde der Transhades entdeckt. Eine zu dieser Zeit über dem Transhades entdeckte Höhle (Pseudohades) konnte 1999 mit der Raucherkarhöhle verbunden werden.

Anfang der 90er Jahre wurden auch in den tagnahen Teilen des Eingangsbereichs zahlreiche Entdeckungen gemacht: die Sparschweinchenhöhle wurde im Mysteriendom mit der Raucherkarhöhle zusammengeschlossen, von der Gigantenkluft aus wurde die Versäumte Kluft und das anschließende Eisstadtion entdeckt. Hier wurde eine Eismessstation eingerichtet, mit welcher in regelmäßigen Abständen das Profil des Eiswalls erfasst wurde. Die Messungen zeigten, dass ein permanenter Rückgang des Eises erfolgte (siehe Wimmer, 2008).

Bei der Expedition im August 1996 wurde ein Schacht im nördlichen Bereich des Nordgangs befahren. Dabei wurde der Highway NNO erreicht. Der Highway und im weiteren Verlauf dieKalahari wurden das Hauptforschungsziel der nächsten Jahre, vor allem, als eine Umgehung des Exaktschachtes gefunden wurde. Um vom Nordgang (1500 m Seehöhe) zum Highway(ebenfalls 1500 m Seehöhe) zu gelangen, musste man nun nicht mehr den 90m tiefen Schacht abseilen und diese Höhe wieder aufsteigen. Mit der Entdeckung von Transfeichtanien sah man sich dem lang ersehnten Ziel, einer Verbindung mit dem Feuertalsystem, einen bedeutenden Schritt näher. Die verschiedenen Fortsetzungen Richtung Norden endeten aber alle in großen Verstürzen. Immerhin wuchs der Bereich Highway-Kalahari auf eine Länge von derzeit über 10 km.

Parallel zu den Forschungen im Norden erfolgten auch bedeutende Entdeckungen im Eggenburger Teil: so wurde über eine Fortsetzung in der Höhlenwürmerkluft die Rupert Knoll Halle und der Jupitergang, ein großräumiger, steil nach unten führende Gang, entdeckt. Von der Planer Eishöhle aus wurde die Welser Heide entdeckt. Eine Querung des rechten Schachtes in derSchachtbrückenhalle führte zur Entdeckung des Lufttaxiganges.

Durch den Rückgang des Eises in den tagnahen Eisteilen öffnete sich 2003 eine Verbindung vom Pilzlingschacht in das darunterliegende Eisstadion. Durch diese neue Kaltluftzufuhr insEisstadtion und weiter in die Versäumte Kluft und Gigantenkluft findet dort seither entgegen dem Trend der globalen Erwärmung eine permanente Neubildung von Eis statt. Der „Kleine Rundgang“ in der Raucherkarhöhle, vom Eingang Gigantenkluft zum Deckenkarrengang, der vor einigen Jahren noch komplett eisfrei war, ist seit kurzem nur mehr mit Steigeisen begehbar.

In den letzten Jahren fanden Forschungsfahrten in alle Teile der Höhle statt, bei denen einige Kilometer Ganglänge vermessen werden konnten, ohne dass jedoch große, neue Teilsysteme angefahren werden konnten. Viele dieser Touren führten in die Kalahari. Die südöstlichen Teile dieses trockenen Höhlenteils liegen sehr nahe beim über 2 Kilometer langen Eiskuppelschacht. Versuche von beiden Höhlen ausgehend, ein Verbindung zu finden, endeten aber bisher erfolglos. Die Distanz zwischen den Höhlen konnte aber auf 5 Meter (!) verringert werden.

Ein großer Dank soll an dieser Stelle an Herbert Prandstätter gehen. Herbert sorgte in jahrelanger Arbeit für die lückenlose Digitalisierung der (vorhandenen) Forschungsberichte und erstellte eine sehr übersichtliche Zusammenfassung, die als Grundlage der hier geschilderten Forschungsgeschichte diente.

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