Abschied von Heli – ein Rückblick von Hermann Kirchmayr

Ein halbes Jahr ist nun vergangen, dass Heli (ich darf ihn doch noch so nennen, wie ich ihn immer angesprochen habe) sich überraschend und unwiderruflich von uns verabschiedet hat. Es wird für ihn vielleicht auch zu schnell gegangen sein, zu gehen, ohne uns allen Lebewohl zu sagen. Groß war meine Überraschung, als mich Judith angerufen hat und mir sagte, dass ihr Papa tot sei. Wochenlang vermisse ich seine Anrufe an einem Montag, wenn er mir z.B. voll Stolz erzählte, wieviel Mäuse er in der Hütte eliminiert hat. Er war für mich „Die Informationsquelle“, was Vereinsgeschehen, Höhlentouren oder Neuforschungen betraf. Wenn ich jetzt einmal ein Problem habe, denke ich oft daran, welchen Rat mir Heli wohl geben könnte. Ich habe mich noch immer nicht an seine Abwesenheit gewöhnt.

Mit meinem Rückblick möchte ich mit unserer ersten gemeinsamen Vermessungstour in die neu entdeckte Raucherkar-Höhle im November 1962 beginnen. Diese Höhle war in der Folge Ziel zahlreicher gemeinsamer Forschungstouren.

Im September 1977 nahmen Heli, Helene und ich am Speläologischen Kongress in Sheffield, England, teil. Für uns war das eine totale Umstellung auf die englische Lebensweise. Nach den Tagungen und Exkursionen in und um Sheffield fuhren wir noch für eine Woche in die Mendips, ein flacher Gebirgszug von etwa 40 km Länge im Südwesten Englands, nahe der Stadt Bristol. Schon in Sheffield begannen die Bäcker zu streiken, was darin gipfelte, dass wir „ham and eggs“ mit Kuchen essen mussten.

Heli war Gründungsmitglied der OÖ Höhlenrettung und nahm als beeidetes Natur- und Höhlenwacheorgan an den Schulungen und Kontrollfahrten teil. Gemeinsam erkundeten wir vor den geplanten Vereinsausflügen die jeweiligen Ziele, beginnend mit Ungarn 1995 und 1996, Italien 1998, Kroatien 2001, Slowenien 1998 und 2002. Wir suchten Quartiere und interessante Höhlen, um die Ausflüge gut vorbereiten zu können. Die Krönung unserer Reiseunternehmungen war im Jahr 2015 eine Busfahrt zur Insel ISCHIA, auf der wir eine Woche Aufenthalt voll genossen.

Den Abschluss seiner jeweiligen jährlichen Forschungstätigkeit feierte er oft im Rahmen der RKH-Nachlese in Melk, wo wir uns auch im Jahr 2008 trafen.

Unsere gemeinsamen Aktivitäten beschränkten sich nicht nur auf Höhlenforschung. So unternahmen wir einige Fahrten mit den ÖBB im Rahmen der Aktionen Seniorenmonatskarte vom Bodensee bis Ungarn und oberstes Waldviertel bis Brenner.

Neben den vielen Erkundungstouren von der Ischlerhütte aus auf das Plateau des Toten Gebirges war ein Lebensschwerpunkt von ihm die Betreuung der Lipplesgraben-Stollenhütte auf der Reinfalzalm bei Bad Ischl. Vielseitig und unterhaltsam waren unsere gemeinsamen Arbeitseinsätze, Holztage und Schitouren. Nicht zu vergessen sei unsere 3-tägige Weitwanderung von Judenburg über die Seealpe und die Saualpe im Jahr 2000 und die Wanderung am Nordwaldkammweg vom Dreisesselberg (Bayern) bis Freistadt. Heli hat mir oft erzählt, dass er mit seinem E-Bike in der engeren und weiteren Umgebung von Traun Radausflüge unternimmt. So hat er sich einmal von einer Sitzbank nahe dem Flughafen Linz/Hörsching per Handy gemeldet und mich den Start einer größeren Jumbo mit anhören lassen. Seine Lieblingsstrecke war vermutlich der Radweg entlang der Traun, von dem er richtig schwärmte…

Meine Erinnerungen an Heli mit seiner Liebenswürdigkeit und Einmaligkeit sind nach diesem halben Jahr uneingeschränkt aufrecht. Heli – ich werde dich nie vergessen !

Bilder von unseren Aktivitäten sind in der angehängten Lichtbildbeilage enthalten.

Gmunden, am 14.Mai 2021                    Hermann Kirchmayr